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Trauer & Loslassen



Foto: Felicitas Dej

Trauer kann uns an die Grenze unserer psychischen und physischen Schmerzen führen, bis in den Bereich der Untragbarkeit. Das ist nicht nur in Fällen so, in denen uns ein Mensch, den wir lieben durch den Tod verlässt.

Wir trauern auch, wenn unsere Beziehungen sterben, wenn ersehnte Gelegenheiten für Erfüllung, Erfolg und Glück sich nicht einstellen und an uns vorbeigehen. Wir trauern!

Wir trauern wenn unsere Träume zerschmettert vor uns liegen, wenn wir Geschehenes nicht mehr verändern können. Wir trauern, wenn Krankheit uns entschleunigt und aus unserem gewohnten Leben reißt.

Wir trauern, wenn wir geliebte Orte verlassen, weil wir auch von den Gefühlen loslassen müssen, die genau an diesem Ort gelebt, empfunden und uns an diesen gebunden haben,

in Form von Heimat- und Geborgenheits-Gefühlen.

In unserer Kultur gibt es nach wie vor eher die Tendenz zum Vermeidungsverhalten im Bereich der Trauer. Bekannte und Freunde reagieren oft mit Sätzen: “Ich weiß genau wie du dich fühlst…alles passiert aus einem bestimmten Grund… richte dich auf, denk positiv. Nimm es jetzt so wie es ist! Es ist absolut zu deinem Besten und wenn du das noch nicht sehen oder fühlen kannst es wird schon. Zeit heilt alle Wunden.”

Dazu fällt mir eine bemerkenswerte Begegnung im Toilettenbereich eines meiner Lieblingscafés ein. An der Tür der Toilette stand in schwarzer, großer Schrift geschrieben:

Die Zeit heilt einen Scheiss!

In dieser äußerst “profanen” Begegnung, hatte ich eine tiefe Erkenntnis, nämlich, dass es tatsächlich so ist. Jemand hat aus großem Frust und Schmerz diesen Satz an der Tür hinterlassen und JA da steckt eine große Wahrheit in dieser Definition. Tatsächlich heilt nicht die ZEIT alle Wunden, sondern unsere Bereitschaft, zuerst den Schmerz zuzulassen, also auszuhalten und dann unsere verkrampften Hände unter Schmerzen zu öffnen, jeden Tag ein wenig mehr und irgendwann loszulassen. Klar können wir im Laufe der Zeit vieles “aussitzen” und meinen die Zeit hat die Wunde geheilt. Das ist eine Wunschvorstellung, denn die Zeit hat nicht geheilt, sie hat betäubt...... bis zum nächsten Aufbrechen.

Was sollen wir von beiden Seiten her lernen? AUS-ZU-HALTEN! In dem Wort auszuhalten steckt das Wort AUS und HALTEN. Oftmals ist es für uns schwer, unserem gegenüber sich verletzlich, somit aufrichtig zu zeigen und zu sagen: Mir selbst fehlen die Worte, aber darf ich dich umarmen?

Meine Individualpsychologie-Lehrerin sagte immer: “Was macht einen guten Therapeuten und Freund aus? Das richtige Wissen? Nein! Im richtigen Moment, die Klappe zu halten!”

Unsere kulturellen Konditionierungen bringen uns dazu Schmerz im Allgemeinen zu vermeiden, oder durch einen nicht endenden Redeschwall zu betäuben.

Schnellstmöglich zum Business “as usual” zurück zu kehren, zu funktionieren, etwas in Ordnung zu bringen, zu reparieren als wirklich Trauer zuzulassen.

Natürlich sind wir als Freunde und Bekannte nicht kaltschnäuzig. Wir vermeiden diesen Schmerz zu konfrontieren, weil wir als Zeugen dieser Trauer Angst empfinden. Wir haben Angst unsere eigene Trauer, unsere eigene Endlichkeit zu fühlen.

Trauer ist nicht ein Problem, das gelöst, repariert, beseitigt werden muss. Trauer ist eine Krisenerfahrung und Krisen sind dazu da unserem Leben eine neue Richtung zu geben, indem wir eine Erfahrung durchstehen. Im Durchschreiten und Erleben und nicht Weglaufen liegt das größte Potenzial spirituell zu wachsen, Türen zu schließen, die wir - wenn wir ganz ehrlich sind, - freiwillig nie geschlossen hätten, um unserem Leben eine neue Richtung zu geben. Genau das macht aber Raum frei für Neues!

Eben das Neue, das in unser Leben drängen möchte, wie ein Keimling im Frühling, wenn er die Erde durchbricht, nach Zeiten der Dunkelheit, um im Licht sich entfalten zu können und zur seiner wahren Größe zu wachsen.

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